WAS BEDEUTET PSYCHOTHERAPIE?
“Die Kunst besteht nicht darin, nie zu fallen,sondern darin, immer wieder aufzustehen.”
(Konfuzius)
Das Wort Psychotherapie kann ganz unterschiedliche Inhalte bezeichnen, je nach therapeutischem Ansatz. Um eine generelle Vorstellung zu vermitteln und einige Ansätze zu nennen, möchten wir zusammenfassen wie folgt:
Die Psychoanalyse geht von der Annahme aus, dass intrapsychische Konflikte existieren, die dem Patienten selbst nicht bewusst sind. Sie befasst sich vor allem mit der Kindheit und den Primär- oder Eltern-Kind-Beziehungen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, diese Primärbeziehungen im Laufe der Entwicklungsetappen, die der Patient durchläuft, angemessen einordnen und auf gesunde Weise vollständig aufarbeiten zu können. Aus diesem theoretischen Ansatz heraus definiert man Psychotherapie als einen Prozess, während dessen Selbsterkenntnis und die Beziehung zum Therapeuten zu einer tiefgreifenden Veränderung in der Person führen.
Die psychodynamische Therapie basiert auf denselben theoretischen Grundlagen wie die Psychoanalyse, strebt aber keine grundlegende Veränderung im Patienten an. Sie konzentriert sich darauf, einen konkreten Konflikt zu lösen, ein Symptom zu behandeln oder eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Die Haltung des Therapeuten ist aktiver und direktiver und erlaubt den Einsatz kognitiver, edukativer und suggestiver Strategien, soweit sie dem Patienten nützen könnten.
Die humanistische Therapie betrachtet den Patienten als Ganzes und betont grundlegende Aspekte seines Daseins, wie Freiheit, Verantwortlichkeit und Wissen. Sie unterstreicht die Einzigartigkeit des Menschen und vertritt eine positive Vorstellung seiner Natur. Gefragt wird nach dem Potenzial und der Entwicklung einer Person, wobei Gefühlsleben und Intuition einbezogen werden.
Die Hypnotherapie nach Erickson setzt im Gegensatz zur Psychoanalyse auf einen Ansatz, der lösungsorientiert mit Problemen umgeht. Psychotherapie bedeute hier, die Ressourcen des Patienten zu aktivieren, nach Zukunftsperspektiven zu suchen oder strategische Ansatzpunkte zu benutzen, um den Patienten zu motivieren und zu Veränderungen zu bewegen.
Der systemische Ansatz betrachtet das Problem des Patienten als Teil eines Systems, etwa im Zusammenhang einer Paarbeziehung oder Familie. Er basiert auf einer umfassenderen Perspektive. Demnach verursachen und beeinflussen die Teile dieses Familien- oder Paarsystems und ihre Beziehungen untereinander die Ausprägung des Problems: “Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile”. Dieser theoretische Ansatz von Psychotherapie geht davon aus, dass jedes System ein Gleichgewicht anstrebt, wobei die Bedürfnisse der Individuen, aus denen es besteht, eine untergeordnete Rolle spielen. Das bedeutet, dass das System durch die Beziehungen seiner Teile untereinander einen Sinn erhält.
Postmoderne Ansätze wie die narrative oder die kollaborative Therapie haben ihre Wurzeln in der Sozialforschung und der Anthropologie. Die narrative Psychotherapie geht davon aus, dass wir sozusagen in einer dominanten sinnstiftenden Geschichte gefangen sind, die nicht nur einem individuellen, sondern auch einem soziokulturellen Kontext entspringt. Durch den Einsatz von Fragen versucht der Therapeut, den Patienten aus dieser dominanten Interpretationsweise zu befreien und ein neues Narrativ zu entwickeln. Die kollaborative Therapie macht sich einen philosophischeren Standpunkt zu eigen und befürwortet eine gleichberechtigte Beziehung zwischen Therapeuten und Patienten. Das bedeutet, der Therapeut schafft Spielraum für einen Dialog und versucht gemeinsam mit dem Patienten, die Bedeutung der jeweiligen Vorgänge zu entschlüsseln.
Wir sind der Ansicht, dass all diese Ansätze nützliche Elemente beitragen können. Je mehr therapeutische Instrumente zur Verfügung stehen, desto besser kann eine Therapie an die Bedürfnisse des einzelnen Patienten angepasst werden. Je nach Bedarf des Anfragenden schlagen wir ein individuelles Therapiekonzept vor, das dessen Wünschen und Bedürfnissen entspricht..
In manchen Fällen ist es notwendig, “einen Blick zurückzuwerfen”, um besser zu verstehen, was in der Gegenwart passiert, und auf Grundlage dieses Verständnisses eine Zukunft aufzubauen.
In anderen Fällen macht es mehr Sinn, die aktuelle Situation zu analysieren, um zu verstehen, wie sich unsere Beziehungen zu den verschiedenen Personen unseres Umfelds (Partner, Eltern, Kinder, Freunde, Chef, Kollegen usw.) aufbauen und entwickeln. Ein Verständnis für diese Prozesse kann einen ganz neuen Umgang mit sich selbst und mit anderen ermöglichen und die Fähigkeit, die entsprechenden Situationen zu steuern, verbessern.
Manchmal befinden wir uns in schwierigen Situationen, in denen wir unsere eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten aus den Augen verlieren. Unter solchen Umständen ist es notwendig, dass die betroffene Person wieder Zugang zu ihren eigenen Ressourcen findet, selbstbewusster wird und sich schließlich in der Lage fühlt, die Probleme zu lösen bzw. positiver mit ihnen umgehen zu können.
In anderen Situationen kann der Schwerpunkt darin liegen, dass eine Therapie Raum für Reflexion bietet und wir in diesem Rahmen in der Lage sind, uns selbst zuzuhören und mit Unterstützung einer neutralen Person unsere Gedanken zu ordnen.
Eine Therapie bietet die Chance, Orientierung und Information zu den Dingen zu finden die uns beunruhigen; wir können uns frei äußern, ohne das Urteil eines anderen fürchten zu müssen, und haben die Sicherheit, dass alles, was wir preisgeben, vertraulich bleibt, bzw. der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt.
WIE LANGE DAUERT EINE THERAPIE?
Die Dauer einer Therapie kann sehr unterschiedlich sein, je nach
– Schwere des Problems,
– Bedürfnis des Patienten,
– dem Ziel, das er erreichen möchte,
– verfügbaren Ressourcen,
– Fähigkeit des Patienten, sich in der Therapie einzubringen,
– Lebenssituation
– und der äußeren Unterstützung, auf die der Patient zurückgreifen kann.
So kann ein Therapieprozess Monate oder auch Jahre in Anspruch nehmen, wobei Verbesserungen und Resultate bereits im Laufe des Prozesses sichtbar werden.
WORIN BENÖTIGEN SIE HILFE?
- Angststörungen:
– Platzangst (Agoraphobie)
– Körper- und krankheitsbezogene Ängste
– Generalisierte Angtstörung
– Panikattacken
– Spezifische Phobien:
– Soziale Phobien - Begleitung bei Krankheit
- Gestörtes Selbstwertgefühl
- Anorexie (Magersucht)
- Bulimie
- Emotionale Abhängigkeit und Probleme mit Intimbeziehungen
- Depression
- Trauer
- Emotionale Instabilität
- Übergewicht
- Belastende Veränderungen
- Traumata
- Psychosomatik
- Raucherentwöhnung
1. ANGSTSTÖRUNGEN
“Unsere Ängste sind, falls wir sie untersuchen, eine Schatzkammer der Selbsterkenntnis.”
(Marylin Ferguson)
Angst ist ein natürlicher emotionaler Zustand, mit dem wir auf bestimmte Situationen im Leben reagieren. So provozieren gefährliche oder herausfordernde Umstände oft eine Reihe körperlicher Reaktionen wie feuchte Hände, Herzklopfen, “Schmetterlinge im Bauch”… Solche Empfindungen sind völlig normal und werden als erträglich, gelegentlich sogar als anregend wahrgenommen. In manchen Fällen tritt Angst jedoch über längere Zeit oder in bestimmten harmlosen Situationen auf. Manchmal kann die betroffene Person nicht sagen, warum sie Angst empfindet und eventuell werden aufgrund von Schwierigkeiten, diese intensiven, Stress auslösenden Emotionen unter Kontrolle zu bringen, sogar bestimmte Alltags- und Routineaktivitäten vermieden. In diesen Fällen kann es sich um eine Angststörung handeln.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Angststörungen: Platzangst (Agoraphobie), Körper- und krankheitsbezogene Ängste, Generalisierte Angststörungen, Panikattacken, Spezifische Phobien, Soziale Phobien
Worin benötigen Sie Hilfe? – hoch
Bei Agoraphobie löst der Aufenthalt an Orten, an denen ein Entkommen schwierig sein kann, Angstzustände aus. Solche Orte oder Situationen können z.B. folgende sein: Allein im Haus oder außerhalb eines Hauses zu sein; in Bus, U-Bahn, Flugzeug oder Auto unterwegs zu sein; sich auf einer Brücke zu befinden; sich unter Leute zu begeben usw. Am Ende vermeiden die Betroffenen derartige Situationen, was zu einer entsprechenden Verschlechterung ihrer Lebensqualität führt, da sie alltäglichen Aktivitäten nicht normal nachgehen können.
Personen mit körper- und krankheitsbezogenen Ängsten sorgen sich übermäßig um die Bedeutung oder die Auswirkungen, die die Symptome der Angst in ihrem Leben haben könnten. Manche entwickeln eine intensive Angst vor der Angst und interpretieren diese als Symptom einer nicht diagnostizierten körperlichen Erkrankung, die möglicherweise lebensbedrohlich sein könnte. Viele unterziehen sich immer wieder medizinischen Kontrolluntersuchungen, um sicherzugehen, dass kein körperlicher Befund vorliegt.
Eine generalisierte Angststörung ist Ausdruck übertriebener Besorgnis und Angst im alltäglichen Leben, die scheinbar jeder vernünftigen Grundlage entbehrt. Die Betroffenen können sich nicht entspannen und erwarten stets das Schlimmste.
Häufig leiden sie unter konstanter Müdigkeit, Unruhe, Schlafstörungen und Verspannungen. Auch somatische Symptome können auftreten, darunter Schweißausbrüche, Übelkeit, Durchfall, Schwindel, erhöhte Herzfrequenz, Konzentrationsschwierigkeiten und ein Zustand “völliger Leere im Kopf”.
Diese Störung beeinträchtigt die Lebensqualität entscheidend. Sie verhindert zwar nicht ein äußerlich normales Alltagsleben, doch die Betroffenen fühlen sich nie ganz wohl, auch nicht in ihren Beziehungen zu Anderen: Sie leiden ständig unter Unbehagen und Unzufriedenheit.
Das charakteristischste Merkmal bei Patienten mit Panikattacken ist das imminente Auftreten einer plötzlichen, intensiven, überwältigenden Angst angesichts einer Situation, die keinerlei Bedrohung darstellt. Die auftretenden Symptome können sehr unterschiedlich sein: Schweißausbrüche, Herzklopfen, Zittern, kalte Schauer, Schwindel, Gefühle der Atemnot oder eines Drucks auf der Brust, Angst, die Beherrschung zu verlieren, zu sterben oder den Verstand zu verlieren…
In manchen Fällen können diese Attacken so heftig sein, dass die betroffene Person meint, einen Herzinfarkt zu erleiden. So findet man die Betroffenen häufig in der Notaufnahme von Krankenhäusern wieder.
In Einzelfällen sind die Patienten in der Lage, den Vorfall auf einen bestimmten Auslöser zurückzuführen. Meistens sind sie sich allerdings völlig im Unklaren darüber, was diese heftige Angst provoziert haben könnte.
Im Fall einer spezifischen Phobie zeigen die Betroffenen eine intensive, irrationale Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, bis hin zu dem Extrem, dass sie sich dadurch in ihren alltäglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigt sehen. Patienten mit einer solchen Störung leiden zwar nicht ständig unter dieser Angst, wenn sie jedoch auftritt, ist sie meist sehr intensiv.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Phobien. Die häufigsten sind:
– Tierphobien: Angst vor Spinnen, Hunden usw.
– Umweltphobien: Angst vor Gewittern, Abgründen usw.
– Angst vor Blut oder Spritzen
– Situationsgebundene Angst, z.B. in Aufzügen, Flugzeugen, Autos oder geschlossenen Räumen
Bei Personen mit einer sozialen Phobie lösen soziale Anlässe aufgrund der Befürchtung, eine Erniedrigung zu erleiden, Angst aus, z.B. das Kennenlernen fremder Menschen oder das Sprechen, Essen oder Trinken in der Öffentlichkeit. Die Betroffenen sind sich durchaus bewusst, dass derartige Befürchtungen irrational oder übertrieben sind. Entsprechende Situationen werden vermieden oder mit Angst und intensivem Unbehagen durchlebt. Einige der Betroffenen werden leicht rot oder zeigen andere Angst-Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Schweißausbrüche, Verdauungsbeschwerden und Anspannung. In schweren Fällen kann die soziale Phobie mit der Intensität einer Panikattacke auftreten.
Häufig wird sie von Hypersensibilität gegenüber Kritik oder negativer Bewertung, Angst vor Zurückweisung und mangelndem Selbstbewusstsein begleitet. Durch die Schwierigkeiten im Umgang mit Arbeitskollegen und Autoritätspersonen kann sich eine Beeinträchtigung der Arbeitsleistung ergeben. Diese Probleme im Kontakt mit Anderen können auch die Intimbeziehungen der Betroffenen erschweren.
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2. BEGLEITUNG BEI KRANKHEIT
“Das Bewusstsein abschiedlichen Existierens ist uns verloren gegangen. Leid und Tod sind sprachlos geworden und aus dem individuellen und gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgegrenzt.”
(Verena Kast)
“Erst wenn die Wände erzittern und der Boden unter den Füßen wankt, wenn die Welt einzustürzen droht, ahnen wir, was Leben bedeutet.”
(Maxie Wander)
Gesundheit könnte man als das genau abgestimmte Ineinandergreifen der verschiedenen Körperfunktionen definieren, ein harmonisches Zusammenspiel. Wenn eine dieser Funktionen gestört ist, geht diese Harmonie verloren und es entsteht Krankheit. So gesehen stellt Krankheit den Verlust einer Harmonie dar.
Jede Krankheit bringt weitere Verluste mit sich, nicht nur den Verlust der Gesundheit. In vielen Fällen sind auch Autonomie, soziale Beziehungen, Arbeitsleben, Aktivitäten, Projekte und Selbstbild betroffen. Diese Verluste behindern den natürlichen Fluss des Lebens und seine Entwicklung. Dann stellen sich Fragen, auf die sich oft keine Antworten finden: Warum ich? Warum ausgerechnet jetzt? Was habe ich getan? Was passiert mit mir?
Unter diesen Umständen ergibt sich eine enorme Verletzlichkeit, da die Person “aufhört zu funktionieren” und der Mensch zu sein, der sie war. Es entstehen diverse Gefühle, die schwer unter Kontrolle zu bekommen sind, wie etwa Hilflosigkeit, Wut und Traurigkeit, manchmal bis hin zur Depression oder dem Krankheitsbild einer Angststörung. Angehörige sind angesichts dieser Situation oft überfordert und überlastet, wodurch das Zusammenleben und die Begleitung des Kranken sehr schwierig wird.
All dies kann dazu führen, dass sich die betroffene Person sehr allein und mutlos fühlt: Sie hat das Vertrauen in die Funktionstüchtigkeit des eigenen Körpers verloren, Unsicherheit und Verzweiflung kommen auf. Sie hat Angst vor dem was passiert, und vor dem, was passieren könnte.
Eine Therapie kann Raum bieten, um die ganze Bandbreite an Emotionen, die im Laufe dieses Prozesses aufkommen, zu erfassen und zu steuern, und um alternative Wege und Möglichkeiten zu suchen, unser Leben neu aufzubauen, trotz der Krankheit und ihrer Auswirkungen. Außerdem können weitere Probleme behandelt werden, die eventuell durch die Krankheit entstanden sind (Schmerztherapie, OP-Vorbereitung, Umgang mit Stress usw.). Zum Beispiel ist die Hypnose als wertvolles Instrument zur Behandlung chronischer Krankheiten bekannt: Sie bewirkt eine vegetative Entspannung des Organismus, was wiederum Stress reduziert, Schmerzen verringert und die Ruhe herstellt, die Körper und Geist zur Regeneration benötigen.
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3. GESTÖRTES SELBSTWERTGEFÜHL
“Einem Menschen, der weiß, wohin er geht, macht allewelt Platz.”
(Antoine de Saint-Exupéry)
Nach Virginia Satir ist das Selbstbewusstsein ein Konzept, eine Haltung, ein Gefühl, ein Bild – und äußert sich im Verhalten.
Integrität, Aufrichtigkeit, Verantwortlichkeit und Mitgefühl, Liebe und Kompetenz entstehen mit Leichtigkeit bei Personen, die über ein hohes Maß an Selbstbewusstsein verfügen.
Wir haben das Gefühl, wichtig zu sein, und meinen, dass die Welt durch unsere Existenz ein besserer Ort wird. Wir haben Vertrauen in unsere Fähigkeiten, sind in der Lage, andere um Hilfe zu bitten und unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Da wir uns selbst respektieren, können wir auch anderen mit Respekt begegnen. Wir akzeptieren uns selbst voll und ganz als menschliche Wesen. Wir sind in der Lage, unsere Gefühle zu erkennen und sie auf gesunde Weise zu kanalisieren, anstatt impulsiv zu handeln und dadurch unser Wohlergehen im Leben zu gefährden.
Wenn jemand dagegen das Gefühl hat, nichts wert zu sein, erwartet er von anderen keine gute Behandlung und kann leicht in eine Opferrolle fallen. In diesem Fall keimt als Selbstschutz-Maßnahme Misstrauen auf, ein Mechanismus, der mit der Zeit zu einem Gefühl der Einsamkeit und Isolierung führt. Diese Erfahrung bestätigt dem Individuum wiederum den Eindruck, dass es nichts wert und nicht liebenswert wäre.
Die Ursachen, die einen Mangel an Selbstbewusstsein hervorrufen können, sind vielfältig. Häufig ergeben sie sich in der frühen Kindheit aus Situationen, die uns verunsichert haben. Es kann sein, dass wir in der Vergangenheit Botschaften wie “Du wirst es nicht schaffen”, “Was wird nur aus Dir werden” oder “Was für ein Egoist Du bist” erhalten haben, die uns geprägt und uns die Vorstellung vermittelt haben, nicht gut oder vollwertig zu sein. Manche sind von einer wichtigen Bezugsperson verlassen worden und dieses Erlebnis hat in ihrem Inneren die Botschaft “nicht würdig zu sein” festgeschrieben. Das Selbstbewusstsein der Personen, die uns aufgezogen und im Leben begleitet haben, stellt einen weiteren wichtigen Einfluss auf die Entwicklung unseres eigenen Selbstbewusstseins dar. Darüber hinaus spielen die Situationen eine Rolle, die wir alltäglich als Erfolgserlebnisse oder Misserfolge verbuchen. So kann eine Reihe von Misserfolgen dazu beitragen, dass wir das Gefühl bekommen, “nichts zu verdienen” oder “unfähig zu sein”.
Ein Mangel an Selbstbewusstsein kann uns in eine eher ungesunde Position im Leben bringen. Dieser Mangel wird in unseren Beziehungen zu Anderen, in der Berufswahl und der Steuerung unseres Berufslebens sowie an dem Platz, den wir in der Welt einnehmen, sichtbar. Er ist außerdem an dem ständigen Bedürfnis, anderen zu gefallen, erkennbar, an Schwierigkeiten, eigenständig Entscheidungen zu treffen, an der Angst davor, negative Emotionen zu äußern, an Schwierigkeiten damit, “nein” zu sagen, an dem Gefühl, nicht das Recht zu haben, um Hilfe zu bitten, an der Unfähigkeit, Komplimente anzunehmen, an dem Gefühl, sich ständig entschuldigen oder im Übermaß bedanken zu müssen.
Mit all diesen Anforderungen, Beschränkungen und verschiedenen Arten von Druck gestaltet sich das Leben ausgesprochen schwierig.
Es besteht jedoch immer die Möglichkeit, unsere Position zu verbessern, indem wir uns akzeptieren, wie wir nun einmal sind, und uns selbst die Möglichkeit geben, im Einklang mit unseren Gefühlen zu leben und zu handeln.
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4. ANOREXIE (MAGERSUCHT)
“Dein Körper ist der Tempel Deiner Seele. Erhalte ihn gesund; respektiere ihn; studiere ihn und gestehe ihm sein Recht zu.”
(unbekannter Autor)
Anorexie, Bulimie und Übergewicht stellen diejenigen Probleme dar, die mit dem Essverhalten in Zusammenhang stehen. Ihr gemeinsamer Nenner ist eine dysfunktionale Beziehung zum Essen, das seine grundlegende Funktion, die Ernährung des Körpers, verliert und zum Ausdruck intrapsychischer und zwischenmenschlicher Konflikte wird. Diese Essstörungen sind sichtbarer Ausdruck tiefer liegender Probleme, die all die entsprechenden Symptome verursachen, welche häufig mit verleugneten Depressionen und Ängsten einhergehen.
Aus klinischer Perspektive stellt die Anorexie ein ernstzunehmendes Problem dar, da sie je nach Entwicklung die Gesundheit der betroffenen Person ernsthaft in Gefahr bringen oder im Extremfall sogar zum Tod führen kann. Meist beginnt die Anorexie in der Jugend, sie kann jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen.
Bei dieser Störung dreht sich alles um den Wunsch, Gewicht zu verlieren, und die starke Angst, zuzunehmen. Anorexie impliziert eine schwer verzerrte Körperwahrnehmung. So kann eine magersüchtige Person sich als dick empfinden, obwohl sie Untergewicht hat. Die Methoden, die zum Abnehmen eingesetzt werden, sind üblicherweise die Reduzierung der Nahrungsaufnahme, die Einnahme von Abführmitteln und Diuretika, provoziertes Erbrechen oder im Übermaß praktizierte körperliche Anstrengung.
Diese Symptome können Ausdruck innerer Konflikte sein, die mit dem körperlichen Entwicklungsprozess und der Vorstellung der weiblichen Figur zusammenhängen. Personen, die unter Anorexie leiden, verspüren die Notwendigkeit, ihren Körper und ihre Sexualität unter Kontrolle zu halten. Deshalb empfinden sie eine Gewichtszunahme als nicht tolerierbares Versagen ihrer Selbstkontrolle. Auf familiärer Ebene bestehen meist unterschwellige Konflikte, z.B. durch das Fehlen von Grenzen, das die Unabhängigkeit der Familienmitglieder blockiert oder erschwert. Personen, die eine Anorexie entwickeln, haben in der Regel wenig Selbstbewusstsein, was sie durch hohe Ansprüche an sich selbst auf persönlicher, akademischer oder beruflicher Ebene zu kompensieren versuchen.
All dies generiert eine Dynamik, der sich nur schwer entkommen lässt. Um sie zu durchbrechen, ist meist eine interdisziplinäre Therapie notwendig.
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5. BULIMIE
Eine Bulimie entsteht meist zu einem etwas späteren Zeitpunkt als eine Anorexie, in der Regel gegen Ende der Jugend. Im Unterschied zu letzterer äußert sie sich in Anfällen von Heißhunger, gefolgt von provoziertem Erbrechen.
Manchmal treten die Symptome von Bulimie und Anorexie gemischt auf, in diesen Fällen wird die Störung als “Bulimiarexie” bezeichnet. Es gibt auch Fälle, in denen sich eine Anorexie in eine Bulimie verwandelt.
Das vorherrschende Merkmal einer Bulimie besteht in dem starken Bedürfnis zu essen, sogenannten Anfällen von Heißhunger. In diesen Momenten “schlingt” die betroffene Person unkontrolliert große Mengen an Nahrung herunter, nur um in der Folge provoziert zu erbrechen. Wie bei einer Anorexie ist auch die Person, die unter Bulimie leidet, um ihre Gewichtszunahme besorgt; allerdings finden sich unter den Bulimie-Fällen sowohl extrem magere Personen als auch solche mit Normal- oder Übergewicht. Dadurch, dass es möglich ist, das Gewicht in einem normalen Rahmen zu halten, ist das Problem für die Umgebung weniger leicht zu erkennen.
Im Gegensatz zur Magersüchtigen leidet die betroffene Person, die sich ihrer Probleme durchaus bewusst ist, und fühlt sich dadurch mit der Zeit immer verletzlicher und unsicherer. Sie sieht ein, dass sie eine dysfunktionale Beziehung zum Essen pflegt, was tiefe Schuldgefühle, Scham und Selbsthass auslöst. Obwohl sie sich des Problems bewusst ist, ist sie nicht in der Lage, dem Zwang zu widerstehen, da jedes Symptom eine Funktion erfüllt, in diesem Fall die Funktion, heftige Gefühle zu kanalisieren und unter Kontrolle zu bringen. Das Erbrechen nimmt den Betroffenen den Druck und gibt ihnen ein Gefühl von Ruhe. Das Symptom erscheint somit als Lösung angesichts der enormen Schwierigkeit, Bedürfnisse und Gefühle, die die Person unter Opferung ihres eigenen Wohlergehens zu unterdrücken versucht, um die Harmonie mit ihrer Umgebung nicht zu gefährden, zuzugeben, zu akzeptieren und sich mit ihnen zu beschäftigen.
Für die Therapie bedeutet das, dass viele Aspekte behandelt werden müssen, die größte Herausforderung besteht jedoch darin, den Betroffenen davon zu überzeugen, sich behandeln zu lassen.
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6. EMOTIONALE ABHÄNGIGKEIT und PROBLEME MIT INTIMBEZIEHUNGEN
Es gibt Menschen, die sich immer wieder in negativen Intimbeziehungen wiederfinden, aus denen sie sich nicht befreien können, selbst wenn sie emotional oder körperlich misshandelt werden. Wenn sie versuchen, die Beziehung zu beenden, verspüren sie heftige Angst und sehen sich nicht in der Lage, ihr Leben allein zu meistern, obwohl sie auf einer anderen Ebene durchaus wissen, dass es besser für sie wäre. Ohne den Rat und die Bestätigung anderer haben sie Schwierigkeiten, alltägliche Entscheidungen zu treffen. Aufgrund ihrer Angst, zu widersprechen und verlassen zu werden, fällt es ihnen schwer, den Protest und die Wut zum Ausdruck zu bringen, die denjenigen gegenüber angebracht wären, auf deren Hilfe oder Schutz sie scheinbar angewiesen sind. Ihre ganze Existenz liegt in den Händen anderer. Ihr komplettes Dasein bestätigt sie in dem Glauben “nichts wert zu sein”, was ihr Selbstbewusstsein zusätzlich schwächt. Zumeist stecken die Betroffenen entweder in einer einzigen Beziehung fest oder sie wechseln von Beziehung zu Beziehung, ohne jedoch abzuwägen, ob der gewählte Partner geeignet ist.
Auf der anderen Seite gibt es auch Personen, denen es schwerfällt, eine Beziehung einzugehen oder zu führen. Intimität stellt ein Problem für sie dar. Für diese Personen bedeutet das Eingehen einer intimen Beziehung Opfer zu bringen oder sich Schmerzen auszusetzen. Sie entscheiden daher, dass es besser ist, allein zu bleiben, als in der Intimität der Paarbeziehung erneut den Schmerz zu erfahren, den sie schon als Kind und später in anderen Beziehungen wiederholt erlebt haben. Mit ihrem Leben allein sind sie allerdings auch nicht glücklich.
In beiden Fällen muss nach Möglichkeiten gesucht werden, sich in einer Beziehung wohlzufühlen. Bei ersterem Problem sollte ein Gefühl der eigenen Kompetenz, Selbständigkeit und Unabhängigkeit entwickelt werden und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sowie das Selbstbewusstsein gefördert werden. In letzterem Fall ist es wichtig, dass die Wunden vergangener Beziehungen heilen können und dass die betroffene Person aus der Vergangenheit lernt, um schließlich andere, gesündere Beziehungen führen zu können.
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7. DEPRESSION
“Am Dunkelsten ist die Nacht kurz vor der Morgendämmerung.”
(unbekannter Autor)
“Wenn Du weinst, weil die Sonne aus Deinem Leben verschwunden ist, werden Dich Deine Tränen davon abhalten, die Sterne zu sehen.”
(Rabindranath Tagore)
Es handelt sich um eine komplexe Störung, die heute sehr verbreitet ist. Sie kann eine Bandbreite vielfältiger Symptome und Erscheinungsformen aufweisen, was eine Diagnose in bestimmten Fällen erschweren kann.
Auf körperlicher Ebene kann sich eine Depression durch Schlafstörungen, mangelnde Libido, Appetitlosigkeit oder übermäßigen Appetit, Konzentrationsschwierigkeiten, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit bemerkbar machen. Auf kognitiver Ebene kann sie sich in einer Tendenz zum Abdriften der Aufmerksamkeit oder einem Zustand erhöhter Vergesslichkeit manifestieren. Auf psychischer Ebene äußert sie sich in Form von Apathie, Unbehagen, Antriebslosigkeit, Vermeidung sozialer Kontakte, mangelndem Selbstbewusstsein, negativen Zukunftsvorstellungen, Versagensängsten, Schuldgefühlen oder Grübelei.
Die Ursachen einer Depression können genauso vielfältig sein. Einerseits kann sie durch einen Verlust, ein traumatisches Ereignis oder Überlastung ausgelöst werden, andererseits auch als Konsequenz intrapsychischer Konflikte zwischen Sollen und Wollen, Abhängigkeit und Unabhängigkeit usw. In bestimmten Fällen kann eine Depression auch biologische Ursachen haben; dann ist der Einsatz von Psychopharmaka unverzichtbar.
Mit zunehmendem Alter erleben wir immer wieder Verluste. Auch diese können häufig depressive Zustände verursachen. Das gilt für die Menopause bei Frauen, den Eintritt in den Ruhestand, bestimmte Veränderungen im familiären und sozialen Umfeld, körperliche Erkrankungen usw.
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8. TRAUER
“Gib deinem Schmerz Worte. Harm, der nicht spricht, erstickt das volle Herz und macht es brechen.”
(William Shakespeare)
Trauer ist eine Erfahrung, die jeder Mensch früher oder später macht, eine Tatsache, um die man nicht herumkommt. Wir alle begegnen ihr im Lauf unseres Lebens, da wir unausweichlich etwas oder jemanden, den wir lieben, verlieren.
Jeder Verlust oder Tod eines geliebten Menschen und der Umgang damit werden unterschiedlich und subjektiv erlebt. Folgende Faktoren bedingen die Trauerphase:
– die Art der Beziehung zur verstorbenen Person: Die Dauer und die Intensität dieser Bindung beeinflussen entscheidend die Ausprägung des Trauer-Prozesses
– die Umstände des Todes: ein unerwarteter oder traumatischer Todesfall, das Miterleben des Sterbens einer Person unter traumatischen Umständen, Selbstmord, schwere Verluste im Laufe der Biografie, Fälle, in denen der Körper des Toten nicht gefunden wird, Verluste, bei denen sich die überlebende Person schuldig fühlt, mit Tabus belastete Verluste, Fälle, in denen eine ambivalente Beziehung zum Verstorbenen bestand, der Verlust eines Kindes oder der Verlust der Eltern während der eigenen Kindheit
– die Persönlichkeit des Trauernden
– das soziale Netz, das ihn unterstützt
Der Prozess des Trauerns ist komplex, individuell, außergewöhnlich und einzigartig. Es handelt sich um eine Erfahrung, die sich durch psychosomatische Prozesse sogar in Schmerzen im Brustbereich, Gewichtsverlust, Schlafstörungen usw. niederschlagen kann.
Dieser Prozess verläuft nicht linear, sondern sozusagen in Form einer Spirale. Währenddessen schwankt der Trauernde zwischen verschiedenen extremen Emotionen wie etwa Schmerz und Wut.
Es handelt sich um den Versuch einer Reorganisation des durch den Verlust bedrohten “Ich”. Aufgrund der Komplexität des Prozesses kann die betroffene Person dabei ins Stocken geraten und “hängen bleiben”.
Folgende Faktoren stellen Schwierigkeiten im Trauer-Prozess dar:
– Selbstmordgedanken und -impulse, die nach dem Ereignis gut ein halbes Jahr andauern können
– massive und anhaltende Schuldgefühle
– Gefühle extremer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
– unkontrollierte Wut und Bitterkeit
– psychosomatische Symptome
– unverhältnismäßige Angst vor Krankheit und Tod
– anhaltende emotionale Abstumpfung
– körperliche Symptome, die denen des Verstorbenen vor seinem Tod gleichen
Die Trauer lässt die Wunde heilen, die der Verlust eines geliebten Menschen hinterlassen hat. Sofern keine Probleme auftreten, schließt sich die Wunde im Laufe der Zeit. Die Person, die von uns gegangen ist, nimmt eine andere Stellung in unserem Leben ein.
Die Trauer bringt unsere Fähigkeit zu lieben und unsere Verpflichtung dem anderen gegenüber zum Ausdruck. Sie ist ein Eingeständnis unserer Liebe, gibt dem Verlust Sinn und setzt unsere Lebensenergie frei.
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9. BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG (BPS)
Wenn jemand unter emotionaler Instabilität leidet, ist seine Art zu empfinden intensiv, wechselhaft und äußerst impulsiv. Infolgedessen ergeben sich schroffe Wechsel in seiner Befindlichkeit. So können Betroffene in schneller Folge ängstlich, reizbar, deprimiert, hyperaktiv oder euphorisch sein. In den meisten Fällen kreisen diese Gefühle hauptsächlich um zwei Erfahrungen: die Angst verlassen zu werden, die dazu führt, dass jedes vorübergehende Entfernen als ewige Einsamkeit empfunden wird, und den unangemessenen Zorn angesichts von Frustrationen, die, obwohl unwichtig, auf einer Reihe von Ängsten beruhen. Diese emotionalen Reaktionen basieren auf einem chronischen Gefühl der Leere und die Betroffenen können sich von selbst nicht beruhigen. Sie fühlen sich verloren und unsicher bezüglich ihrer Identität.
Dies schlägt sich im häufigen Wechsel von Freundschaften, beruflicher Laufbahn und Partnern und sogar in Änderungen der sexuellen Orientierung nieder. Die Betroffenen haben große Schwierigkeiten, ambivalente Deutungsweisen der Wirklichkeit zuzulassen und sind daher in ihrer Bewertung der Dinge wechselhaft und extrem. Selbst wenn sie über hohe intellektuelle Fähigkeiten verfügen, zeigen sie sich kaum realistisch, was Zielsetzungen und Problemlösungen betrifft, was gerade in Studium und Berufsleben häufig zu Misserfolgen führt. In Beziehungen zu Anderen sind die Angst vor Intimität und das Nicht-Ertragen von Trennungen sehr präsent. Die Betroffenen erleben die Bindung zum anderen als Verlust von Unabhängigkeit, die ihnen das Gefühl gibt, nicht zu existieren.
Diese unterschiedlichen Empfindungen können ihre Ursache in frühen traumatischen Erfahrungen haben, etwa in konfliktiven Primärbeziehungen, Missbrauchserfahrungen oder dem Aufwachsen in einem hochgradig feindseligen und von Kommunikationsproblemen gekennzeichneten Umfeld. Wenn diese Art von Symptomatik im Leben einer Person konstant ist, kann das zur Ausprägung dessen führen, was in der Psychologie als “Borderline-Persönlichkeit” bezeichnet wird.
Eine Therapie kann Möglichkeiten bieten, neue Formen des Umgangs mit anderen zu entwickeln, die heftigen Emotionen und impulsgesteuerten Reaktionen zu entschärfen, zu lernen, mit Ambiguitäten und Unsicherheiten zu leben, ohne dass Angst und Emotionen alles außer Kontrolle geraten lassen, die eigene Individualität zu bejahen und zu festigen und ein Gefühl von Identität zu schaffen.
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10. ÜBERGEWICHT
“Die Gesundheit des Körpers entspringt der Gesundheit des Geistes.”
(unbekannter Autor)
“Häufig sagen sie mir, dass sie sich nicht lieben können, weil sie zu dick wären oder, wie es ein Mädchen ausdrückte: “zu rund an den Ecken”. Ich erkläre ihnen, dass sie dick sind, weil sie sich nicht lieben, denn wenn wir beginnen, uns zu lieben und zu akzeptieren, ist es beeindruckend zu sehen, wie dieses Gewicht einfach von unseren Körpern verschwindet.”
(Louise Hay: “Du kannst dein Leben heilen”)
Übergewicht stellt nicht nur ein ästhetisches Problem dar, es handelt sich vielmehr um einen Zustand, der große gesundheitliche Gefahren birgt, etwa das Risiko, Typ-2-Diabetes, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Schlafapnoe, Erkrankungen des Verdauungssystems usw. zu entwickeln. Außerdem bringt sie viele Unannehmlichkeiten mit sich: vom Problem, keine passende Kleidung zu finden, bis hin zu Unbehagen in Situationen sozialer Natur und der Schwierigkeit, sich selbst die Schuhe zu schnüren.
Wie wir wissen, besteht der Zweck des Essens darin, dem Körper die zum Überleben notwendigen Nährstoffe zuzuführen. Bei übergewichtigen Personen ist dies nicht mehr der Fall. Das Essen beginnt, andere Funktionen zu erfüllen, etwa die Minderung von Ängsten oder Stress oder das Kanalisieren von Emotionen, die schwierig auszudrücken oder zu ertragen sind. Das lässt sich leicht nachvollziehen, wenn wir berücksichtigen, dass unsere frühesten Erfahrungen mit Essen einen hochgradig emotionalen Wert haben. Sich zu ernähren und ernährt zu werden hat eine Funktion sozialer Interaktion und ist verbunden mit dem Gefühl, rundum versorgt zu werden. Auf diese Weise ruft die Ernährung ein Gefühl tiefer Verbundenheit hervor und löst ein Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit aus. So verwandelt sich das Essen für die übergewichtige Person in eine Art Selbst-Tröstung, obwohl sie letztendlich eher eine Selbstbestrafung darstellt. Allerdings ist übergewichtigen Personen häufig nicht bewusst, dass sie das Essen zu diesem Zweck einsetzen.
In unserer Gesellschaft wird Übergewicht in aller Regel durch Diäten oder Ernährungsvorschriften bekämpft. Trotz anfänglicher Erfolge sind die Resultate dieser Vorgehensweise meist nicht von Dauer. Unser Körper ist ein ausgeklügelter Organismus, dessen Hauptaufgabe in unserem Überleben liegt. Mit den Diäten entsteht ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer entkommt: Diät, Abbruch der Diät, Gewichtszunahme über das ursprüngliche Maß hinaus, erneute Diät usw. Diese ständigen Misserfolge wirken sich außerdem negativ auf unser Selbstbewusstsein aus und erzeugen ein Gefühl persönlicher Inkompetenz. Am Ende stellen die Diäten keine Lösung, sondern ein zusätzliches Problem dar.
Nach Ausschluss medizinischer Faktoren kann eine geeignete Alternative darin bestehen, einen gesunden Umgang mit Stress und Ängsten zu lernen, indem wir uns mit unseren Emotionen beschäftigen, die Faktoren oder Situationen ermitteln, die uns dazu bringen, unkontrolliert zu essen und wieder eine gesunde Beziehung von Hunger und Essen herstellen, damit letzteres wieder den Platz einnehmen kann, der ihm zukommt.
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11. BELASTENDE VERÄNDERUNGEN
“Sei ohne feste Gestalt und Form, pass dich ihr an und erschaffe Deine eigene, lass sie sich entwickeln. Leere deinen Geist, sei formlos, ohne Gestalt – wie Wasser… sei wie Wasser.”
(Bruce Lee)
Das Leben erfordert Flexibilität und die Fähigkeit, sich zu verändern. Im Laufe unseres Lebens sehen wir uns wir mit einer Reihe von Veränderungen konfrontiert, die ein hohes Maß an Stress auslösen können, selbst wenn sie natürlich und notwendig sind, wie z.B. das Zusammenziehen mit einem Partner, die Geburt eines Kindes, die Arbeitssuche, ein Wechsel des Wohnorts, der Auszug der Kinder aus dem elterlichen Haushalt, die Menopause bei Frauen, der Eintritt in den Ruhestand usw.
Zu diesen natürlichen Krisen kommen die Anforderungen der modernen Welt, in der es schwierig ist, Familien- und Arbeitsleben zu vereinen, die Arbeit immer mehr Mobilität erfordert und der Arbeitsmarkt anspruchsvoller wird. Angesichts dieser Anforderungen scheitern viele Beziehungen, steigen die Scheidungsraten und gibt es immer mehr alleinerziehende Eltern. Alte Muster und Orientierungspunkte nützen uns nichts mehr.
All dies erfordert Flexibilität, Energie, Anpassungsfähigkeit und Kraft, um sich dem Verlust der etablierten Sicherheit zu stellen, Generativität angesichts neuer Entwicklungen und die Bereitschaft, die neue Realität zu akzeptieren. Doch das alles ist nicht einfach zu leisten und es besteht die Gefahr, mit Symptomen wie Angst und Depression auf der Strecke zu bleiben.
Dann besteht die Notwendigkeit, ein neues Gleichgewicht zu finden. Manchmal ist das schon durch einen einfachen Perspektivwechsel möglich. In anderen Fällen müssen Alternativen gefunden oder ein anderer Umgang mit der Realität erlernt werden.
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12. TRAUMA
“Wie oft sind es erst die Ruinen, die den Blick frei geben auf den Himmel.”
(Viktor Frankl)
Ein Trauma kann verstanden werden als eine einzige heftige, jeden Bezugsrahmen sprengende Erfahrung, die die Psyche nicht verarbeiten oder einordnen kann. Bekanntlich verfügt der Mensch über eine gewisse Fähigkeit, die Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens macht, zu verarbeiten. Diese Fähigkeit variiert je nach ererbter Veranlagung, Konstitution und den grundlegenden Erfahrungen, die ein Individuum gemacht hat. Wenn wir uns also einer Situation gegenüber sehen, die alle bekannten Schemata sprengt, z.B. dem Missbrauch durch ein Familienmitglied, einem schweren Unfall oder einem kriminellen Übergriff, kippt unser Weltbild und unser Bewusstsein verändert sich radikal. Die Situation erschüttert uns physisch und psychisch. Die betroffene Person fühlt sich fremd, vom Leben abgeschnitten, und verliert das Vertrauen in die Welt, die sie umgibt.
Diese Art von Erfahrung hat einige sofortige Auswirkungen: Angst, explosive Wut, Alpträume und Flashbacks. Es kann sein, dass sich der Betroffene gehemmt und wie blockiert fühlt und Hilflosigkeit, Angst und Panik verspürt. Diese Symptome können langfristig auftreten, wenn die traumatische Erfahrung nicht angemessen eingeordnet und verarbeitet wird. D.h. wenn das Trauma behandelt wird, lassen die Symptome nach; die mangelnde innere Auseinandersetzung mit der traumatischen Erfahrung lässt die Symptome chronisch werden.
Man unterscheidet zwei Arten von Traumata:
– durch andere Personen verursachte Traumata durch körperliche Misshandlung, sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Angriff mit kriminellem Hintergrund, Körperverletzung, Krieg, Folter…
– durch Katastrophen und Unfälle ausgelöste Traumata
Wir vertreten die Ansicht, dass auch die Erfahrung einer schweren Krankheit oder psychischer Gewalt traumatisch sein kann.
Mögen die Ursachen für Traumata auch verschieden sein, so ist es in allen Fällen notwendig, ein gewisses Maß an Sicherheit und Vertrauen zurückzugewinnen, die es uns erlauben, wieder am Leben teilzunehmen und das Erlebte verarbeiten zu können.
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13. PSYCHOSOMATIK
Die Psychosomatik ist das Spiel zwischen Körper und Seele. Psychosomatische Probleme treten auf, wenn ein psychisches oder emotionales Problem verdrängt oder nicht erkannt wird und sich stattdessen auf körperlicher Ebene manifestiert. In solchen Situationen gehen die meisten Menschen zum Hausarzt, da die Symptome auf den ersten Blick keinerlei Verdacht auf ein psychisches Problem aufkommen lassen. Die häufigsten Symptome umfassen Abgeschlagenheit, Schmerzen, Schlaf- und Verdauungsstörungen, Herzbeschwerden und Bluthochdruck. Man unterscheidet drei verschiedene Arten psychosomatischer Beschwerden, je nachdem, inwieweit das Soma (der Körper) organisch betroffen ist.
Unser Körper ist in der Lage, auf Vorgänge in unserem Leben, die wir nicht annehmen und verarbeiten können, direkt und symbolisch zu reagieren. Wir sprechen in diesem Fall von Konversion. Die Symptome betreffen entweder die willentlich steuerbare Motorik oder sensorische Funktionen. Liebeskummer oder die Trauer um einen geliebten Menschen können sich auf körperlicher Ebene als Schmerz im Herzen manifestieren. Die Angst, etwas zu artikulieren, kann Schwierigkeiten beim Sprechen auslösen, etwa Stimmlosigkeit oder ein Gefühl von Heiserkeit in der Kehle. Personen, die sich in einer Liebesbeziehung befinden, aus der sie sich unbewusst befreien wollen, können Gehschwierigkeiten entwickeln. In all diesen Fällen lässt sich kein organischer Befund feststellen, obwohl der Betroffene unter den beschriebenen Symptomen leidet.
Häufig lassen sich keine derartigen symbolischen Konnotationen mit den Symptomen in Verbindung bringen, sondern die Symptome werden von einem psychischen Problem verursacht, da auf körperlich-organischer Ebene keinerlei Befund festzustellen ist, der ihr Auftreten erklären würde. In diesen Fällen haben wir es mit psychosomatischen Störungen zu tun, die sich in Form von Kopf- oder Rückenschmerzen, Durchfall, Nesselsucht, Appetitlosigkeit, übermäßiger Schweißbildung, Schlafstörungen, Reizdarm, Herzbeschwerden, Hautproblemen usw. äußern können.
Dann sind noch die psychosomatischen Krankheiten (Beim Thema wirklicher psychosomatischer Krankheiten sind diejenigen) hervorzuheben, bei denen sich tatsächlich eine organische Beeinträchtigung inklusive nachweislicher morphologischer Veränderungen und ein eindeutiger Einfluss psychischer oder emotionaler Faktoren auf deren Entstehung oder Entwicklung feststellen lassen. Die häufigsten Befunde umfassen hier Geschwüre, Colitis ulcerosa, Asthma, Dermatitis und chronische Polyarthritis. Der psychisch bedingte Anteil dieser Erkrankungen variiert dabei von Patient zu Patient. Jeder Fall muss daher einzeln analysiert werden. Zur Behandlung empfiehlt sich eine Kombination medizinischer und psychologischer Therapiemethoden.
Die psychotherapeutische Auseinandersetzung mit dem Problem beschäftigt sich nicht nur mit den psychischen Auswirkungen der körperlichen Beschwerden oder Schäden, sondern auch mit den emotionalen Faktoren, die diese Störungen mit verursacht haben, um den Körper von vermeidbaren Belastungen zu befreien und eine Genesung zu erleichtern.
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14. RAUCHERENTWÖHNUNG
Raucherentwöhnung ist ein aktuelles Thema. Durch den in den letzten Jahren erweiterten Nichtraucherschutz und das gesteigerte Bewusstsein über die negativen Effekte des Rauchens auf unsere Gesundheit, hat die Zigarette für viele an Attraktivität verloren. Aber für die meisten wird das Abstinenzsyndrom zu einem großen Problem, und so greifen sie letztendlich doch wieder zur Zigarette.
In diesen Fällen kann die Hypnose von großer Hilfe sein, sie erleichtert und verkürzt den Prozess der Entwöhnung, mindert den Wunsch zu rauchen, bringt uns mit unseren Ressourcen in Kontakt, eröffnet Alternativen und gibt uns die Möglichkeit, besser mit Stress umzugehen.
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WAS IST HYPNOSE?
Das Unbewusste des Menschen sieht immer klar, selbst in den Momenten, in denen der bewußte Verstand blind und ohnmächtig ist.
(C.G. Jung)
Was bedeutet Hypnose? – “Hypnose” bezeichnet einen alternativen Bewusstseinszustand, in dem unsere Aufmerksamkeit auf unser eigenes Innenleben gerichtet ist und wir zu körperlichen, emotionalen und geistigen Leistungen in der Lage sind, die über unsere üblichen Fähigkeiten hinausgehen. Er ermöglicht uns einen verbesserten Zugang zu bestimmten Bereichen unseres Gehirns, zum Beispiel, was Erinnerungen und das autonome zentrale Nervensystem betrifft. Darüber kann auf unser Hormonsystem, unser Immunsystem und unser Neuropeptid-System Einfluss genommen werden.
Hypnose fördert die Lernfähigkeit und regt die Kreativität und die Phantasie an. Dadurch, dass sie einen Zugang zu diesen Bereichen bietet, können Prozesse angestoßen werden, die beinahe magisch wirkende Veränderungen auslösen – obwohl wir lediglich auf unsere volle Kapazität zugreifen.
Im therapeutischen Kontext erleichtert die Hypnose die Arbeit mit Emotionen und Erfahrungen. Sie erlaubt es uns, auf psychischer, kognitiver und emotionaler Ebene den Rahmen des Gewohnten zu verlassen, schlummernde Ressourcen werden aktiviert und ungeahnte Möglichkeiten gesehen, die dazu einladen, alternative Wege zu erforschen und neue Lösungen auszuloten.
Wir sind in der Lage, eine optimale Kommunikation mit dem Unbewussten zu etablieren und unterstützen auf diese Weise das Bewusstsein, einen Einklang mit ihm herzustellen.
Unsere psychischen Funktionen laufen zu 10 % bewusst und zu 90 % unbewusst ab. Das bewusste Denken hilft uns dabei, logisch und rational über Ereignisse nachzudenken. Es ist dafür zuständig, sämtliche Informationen, die uns über uns selbst und über die Welt vorliegen, zu analysieren und linear zu ordnen. Es ist unser Wille, mit dessen Hilfe wir sagen “Ich will mit dem Rauchen aufhören”, “Ich fange heute noch mit der Diät an”, “Ich werde diese Beziehung beenden”, “Ich will mich besser fühlen” usw.
Das Unbewusste funktioniert unabhängig. Es steuert alle Prozesse, die das psychische und emotionale Wohlbefinden betreffen und hat Einfluss auf einen Großteil der physiologischen Prozesse im Körper: die Funktion des Herzens, den arteriellen Blutdruck, die Hormone, das Verdauungssystem und sogar das Immunsystem. Es ist für das verantwortlich, was wir automatisch tun. Es äußert sich über die Sprache der Symbole und Bilder.
Mit unserem Unbewussten fühlen wir das, was wir erleben und uns vorstellen. Es verfügt über eine enorme Lernfähigkeit: Es speichert alles, von unseren ersten Lernvorgängen, wie etwa laufen, sprechen, lesen, bis hin zu den unterschiedlichen Fertigkeiten, die wir uns im Laufe unseres Lebens aneignen.
WAS IST HYPNOSE NACH ERICKSON?
Milton H. Erickson, der in den 50er Jahren in Nordamerika als Psychiater tätig war, ist sozusagen der Vater der modernen Hypnose. Er modifizierte das damalige Verständnis von Hypnose in verschiedener Hinsicht.
Im Gegensatz zur klassischen Hypnose, die sich ein strengeres und autoritäreres Protokoll zur Vorgehensweise verordnet und den Einsatz der Hypnose auf Personen mit bestimmten Fähigkeiten beschränkt, vertrat Erickson die Ansicht, dass alle Menschen über die Fähigkeit verfügten, in Trance-Zustände einzutreten. So definierte er die Trance als natürlichen Prozess, der für ein gesundes Funktionieren unserer Psyche notwendig ist und den wir von den ersten Jahren unseres Lebens an regelmäßig und spontan nutzen.
Auf diesem Standpunkt aufbauend entwickelte Erickson eine neue Vorgehensweise zum Einsatz der Hypnose: Der Hypnoseprozess wurde dabei zu einem kollaborativen, kreativen Erlebnis, das dem anderen die Möglichkeit gibt, inneren Spielraum zu gewinnen, seine Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, neue Perspektiven zu entwickeln und seine Persönlichkeit und Unabhängigkeit zu stärken. Bei dieser Art von Hypnose wird die Individualität der jeweiligen Person berücksichtigt. Die Therapie wird genau an die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten angepasst.
MYTHEN UND REALITÄT
“Was wir verstehen gelernt haben, fürchten wir nicht mehr.”
(Marie Curie)
Das Wort “Hypnose” löst bei vielen Menschen zwiespältige Gefühle aus. Einerseits beschwört es die Vorstellung von magischer Heilung herauf und ruft übersteigerte Erwartungen hervor. Andererseits provoziert es Angst vor Kontrollverlust oder die Befürchtung, dass der eigene Wille durch den Therapeuten ausgeschaltet werden könnte, so dass man ihm ausgeliefert wäre, Dinge zu tun, die man nicht will. Diese Vorstellungen haben ihren Ursprung in spektakulären Theater- und Fernsehshows, die mit der klinischen Hypnose und ihrem therapeutischen Einsatz nichts gemein haben. Show-Hypnotiseure lassen jene Ethik außer Acht, die der Praxis der Spezialisten für psychische Gesundheit zugrunde liegt. Einige der Mythen, die aus diesen populären Vorstellungen erwachsen sind, sind folgende:
“Die Hypnose schaltet die willentliche Kontrolle der Person aus.”
Dieser Mythos, der dem Dunstkreis des Spektakels entstammt, wonach hypnotisierte Personen scheinbar unfreiwillig lächerliche und groteske Handlungen vollführen, erklärt sich durch das vorherige Einverständnis der jeweiligen Person, an einem solchen Spektakel teilzunehmen, sowie ähnlich gelagerte Fälle, gekennzeichnet durch den sozialen Druck, der entsteht, sobald die Person auf der Bühne steht. Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass jemand unter Hypnose gegen seinen Willen gehandelt hätte.
“Unter Hypnose verrät der Patient gegen seinen Willen Geheimnisse.”
Die hypnotisierte Person ist in diesem Zustand nicht bewusstlos und entscheidet frei, was sie antworten möchte. Allerdings ist sie im Laufe des Prozesses in der Lage, sich wieder an vergessene Ereignisse zu erinnern. Alles, was jemand verdrängt und vergessen hatte, wird besser zugänglich.
“Der Patient kann in einem Trance-Zustand “hängen bleiben”, den er nicht durchbrechen kann, wodurch sein freier Wille dauerhaft beeinträchtigt wird oder er in den Zustand eines Dementen abdriftet.”
Verglichen mit einer Demenz, befindet sich die Hypnose am anderen Ende des Spektrums: Sie bringt Klarheit und Kohärenz. Niemand kann in einem Zustand der Entspannung und Konzentration “hängen bleiben”. Entweder schläft die Person ein oder sie wacht auf und befindet sich wieder im gewohnten Bewusstseinszustand.
“Hypnose bewirkt ungewöhnliche, Aufsehen erregende und beinahe zaubergleiche Reaktionen.”
Unter Hypnose kann nur das stattfinden, was auch im normalen Bewusstseinszustand stattfindet. Daher verfügt die hypnotisierte Person nicht plötzlich über Reaktionen oder Fähigkeiten, die sie vorher nicht hatte. Die Hypnose kann ihr allerdings dabei helfen, zu entdecken, dass sie zu mehr in der Lage ist, als sie dachte, und vernachlässigte Fähigkeiten und Talente zu entwickeln.
“Die Hypnose ist eine Therapieform, die keine Anstrengung aufseiten des Patienten erfordert, um sein Verhalten zu ändern.”
Die Hypnose an sich ist keine Therapie, sie ist eine Technik, die Behandlungserfolge erleichtern und eine Therapie verkürzen kann, wodurch sich die subjektive Anstrengung des Patienten verringert. Trotzdem muss sich der Patient aktiv einbringen, um die gewünschten Therapieerfolge zu erzielen.
VORTEILE DES EINSATZES VON HYPNOSE IN DER THERAPIE
Der Einsatz von Hypnose:
– erleichtert und beschleunigt den Therapieprozess
– erleichtert Lernprozesse
– löst physiologische Veränderungen aus, die somatische Prozesse harmonisieren. Hypnose reduziert Stress, erleichtert Regeneration und Genesung und stärkt das Immunsystem. U.a. konnten folgende physiologische Veränderungen empirisch nachgewiesen werden: Entspannung der Muskeln, Verringerung der Herzfrequenz, Regulierung des Blutdrucks, geringere Ausschüttung von Stresshormonen, tiefere und gleichmäßigere Atmung, Aktivierung bestimmter Hirnareale.
– lässt uns zentrierter in uns ruhen und bietet uns einen direkteren Zugang zu Emotionen und unbewussten Ressourcen
– hilft uns, die Kreativität anzuregen
– stärkt die Selbstkontrolle
IN WELCHEN FÄLLEN IST DER EISATZ VON HYPNOSE ANGEZEIGT?
Hypnose erweist sich als hilfreich bei:
– Angststörungen, Stress, Schlaflosigkeit und weiteren psychischen Störungen
– Essstörungen: Anorexie, Bulimie und Übergewicht
– Psychosomatischen Problemen wie Reizdarm, Tinnitus, Migräne, Gastritis, Hautproblemen…
– Schmerztherapie, OP-Vorbereitung, Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie, Begleitung bei Krankheit…
– Geburtsvorbereitung
– Nikotinsucht
– Sie ist außerdem ein wundervolles Instrument, um sich selbst besser kennenzulernen und die eigene Kreativität zu entwickeln.
IN WELCHEN FÄLLEN IST DER EINSATZ VON HYPNOSE KONTRAINDIZIERT?
Für den Einsatz von Hypnose besteht keine absolute Kontraindikation. In jedem einzelnen Fall muss ein Spezialist eine Abwägung treffen. Daher ist eine professionelle Ausbildung des Spezialisten, der die Hypnose anwendet, unabdingbar. Neben dem Wissen über die Vorgehensweise bei der Hypnose muss er über eine psychologische Ausbildung und therapeutisches Wissen verfügen.
ZWEI MÖGLICHE KONTRAINDIKATIONEN SIND ZU NENNEN:
– Wenn der Patient zu viel Angst vor der Hypnose hat, sollte eine andere Technik bevorzugt werden.
– Wenn der Patient eine Psychose aufweist, kann die Hypnose nach genauer Abwägung des Falls begrenzt zur Behandlung konkreter Probleme eingesetzt werden.
KATATHYM-IMAGINATIVE PSYCHOTHERAPIE
Ein Traum ist die kleine verborgene Tür zum tiefsten und intimsten Heiligtum der Seele.
(Carl Gustav Jung)
Katathym-Imaginative PsychotherapieIn der katathym-imaginativen Therapie werden Imaginationsprozesse als Veränderung und Heilung fördernde Mechanismen genutzt.
Das griechische Wort katathym besteht aus der Präposition kata, die “entsprechend” bedeutet, und dem Substantiv thymos mit den Bedeutungen Entschlossenheit, Verlangen, Impuls oder Leidenschaft, Gefühl, Herz (als Sitz der Gefühle) und auch Geist (als Ort des Denkens, der Reflexion und der Abwägung).
Dementsprechend bezieht sich katathymon auf das, was im Herzen oder im Geist ist, sowie das, was des Herzens ist bzw. dem Verlangen entspricht. Beides kommt in Bildern zum Ausdruck, die von unserem Bewusstsein unabhängig sind.
Die katathym-imaginative Therapie ist eine psychodynamische Behandlungsmethode, die unbewusste Motivationen und Konflikte aufdeckt.
Entwickelt wurde dieses Therapieverfahren in Deutschland vor etwa 60 Jahren von Hanscarl Leuner: Inspiriert von Carl Happich und anknüpfend an Verfahren wie Jungs aktive Imagination und Schultz autogene Entspannung, begann Leuner eine intensive Arbeit mit Tagträumen. Das Katathyme Bildererleben wird derzeit in Deutschland, Österreich, der Schweiz und diversen Ländern des Ostens eingesetzt.
Um die Phantasie anzuregen, können wir verschiedene Symbole benutzen, die dazu dienen, die Tore zur Imagination zu öffnen. Die therapeutische Arbeit mit Bildern kann sich entweder auf die Arbeit mit dem Konflikt konzentrieren oder die Phantasie als einen Raum nutzen, der der Entspannung und der Restitution dienen kann.
Dieser Therapie-Ansatz hat seinen Nutzen bei der Behandlung eines breiten Spektrums von Störungen bewiesen und besonders bei psychosomatischen Problemen sehr gute Ergebnisse erzielt.
Die Kommunikation zwischen Patient und Therapeut läuft dabei auf zwei Ebenen ab:
Während der Imaginationsphase entspannt sich der Patient und dank einer schützenden Begleitung werden Erkundung, Entwicklung, Kreativität und Probehandeln gefördert. Der Therapeut begleitet den Patienten und unterstützt ihn mit Fragen, um den Imaginationsprozess anzuregen und zu fördern. Durch den Kontakt zwischen Innen- und Außenwelt entsteht ein Gefühl einer inneren Realität, ein Innenleben. Auf diese Weise kann der Patient auf emotionaler, kognitiver und Verhaltensebene neue Erfahrungen machen.
Während der Gesprächsphase herrscht Meta-Kommunikation vor. Therapeut und Patient arbeiten gemeinsam daran, die Gefühle und unbewussten Bezüge verständlich zu machen, die sich in der Imaginationsphase gezeigt haben. Diese Therapieform kann dazu dienen, kurzzeitig an konkreten Problemen zu arbeiten oder über einen längeren Zeitraum eine tiefere Selbsterkenntnis herzustellen.
Die katathym-imaginative Therapie und die Hypnose haben verschiedene Gemeinsamkeiten. Hervorzuheben sind vor allem die Arbeit mit dem Unbewussten, die Symbolsprache, die Auseinandersetzung mit den eigenen Ressourcen und die Nutzung von Regression und Progression.
Auf den ersten Blick scheint es sich um sehr ähnliche Techniken zu handeln, allerdings gibt es auch einige Unterschiede, wodurch sie eher als komplementär einzustufen sind. Während die Hypnose in stärkerem Maße gesteuert ist, tauchen die Bilder bei der katathymen Arbeit spontaner auf, was der Kreativität mehr Raum gibt. Sie basieren auf einer analytischen Vision, die zur Interpretation des Imaginierten anregt und versucht, auf diese Weise zu einem besseren Verständnis der eigenen Person und der inneren Konflikte und Bedürfnisse zu gelangen.
WAS IST E.M.D.R.?
“Ein Neuron stellt ungefähr zehntausend Verbindungen zu seinen Nachbarn her. Wenn wir an die Billionen von Neuronen denken, bedeutet es, dass es in nur einem Kubikzentimeter des Gehirngewebes so viele neuronale Verbindungen gibt wie Sterne in der Galaxie der Milchstraße.”
(David Eagleman)
Bei EMDR handelt es sich um eine therapeutische Methode, die in den 1987er Jahren in den USA entwickelt wurde. Die Abkürzung steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing (Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung mithilfe von Augenbewegungen).
Bei einem Gang über das Universitätsgelände bemerkte die Psychologin Francine Shapiro zufällig, dass sie durch bestimmte Augenbewegungen negative Gedanken und Gefühle reduzieren konnte. Aufgrund dieser Entdeckung begann sie, das Thema zu erforschen. Die Feststellung, dass das Phänomen auch bei anderen Personen auftrat, spornte sie an, es genauer zu untersuchen.
Die Ergebnisse zeigten, dass diese bilateralen Augenbewegungen eine Aktivierung beider Hirnhälften bewirken. Man nimmt an, dass EMDR auf bestimmte neuronale Schaltkreise (im präfrontalen Bereich, Hippocampus, Corpus Callosum und Kleinhirn) wirkt und dadurch die Integration traumatischer Erinnerungen erleichtert (dazu mehr unter Trauma).
Genutzt wurde EMDR zunächst in der Traumabehandlung – heute ist die Therapie als eine der wesentlichen Methoden in diesem Bereich etabliert. Sie wurde eingesetzt zur Behandlung von Vietnam-Veteranen, von isoliert in Flüchtlings-Camps lebenden Personen und in weiteren Fällen schwerer Traumatisierung, etwa infolge von Missbrauch, Misshandlung, Vergewaltigung, Naturkatastrophen, schwerer Unfälle oder des Todes nahestehender Personen.
Dabei ist die Methode stetig erweitert und um Ideen und Ansätze anderer Behandlungskonzepte und Theorien ergänzt worden, die z. B. aus der Bindungstheorie, der Theorie der Ich-Zustände (Ego States) oder dem Bereich der der Hypnose übernommen wurden. Umgekehrt wird EMDR zunehmend in andere Behandlungskonzepte integriert. Neben der Traumabehandlung wird die Methode heute auch bei anderen psychologischen Problemen wie etwa Depressionen, Angststörungen, Zwängen, Süchten und Stimmungsschwankungen genutzt, zur Verbesserung sportlicher Leistungen oder der Kommunikationsfähigkeit und zur Bekämpfung von Lampenfieber.
Die Anwendung von EMDR gestaltet sich unterschiedlich, je nachdem, ob ein einziges schweres Trauma (ausgelöst etwa durch ein Attentat, einen Unfall oder eine Naturkatastrophe) oder andere psychologische Probleme behandelt werden sollen. Obwohl es zunächst paradox erscheint, fällt der Therapieprozess bei einem einzigen schweren Trauma in den meisten Fällen kürzer aus. Allerdings werden bei der Behandlung anderer psychologischer Probleme negative Primärerfahrungen als Auslöser der vorliegenden Störungen betrachtet. Daher ist es wichtig, alle negativen Ereignisse im gesamten Leben des Patienten zu auszuloten, vom Uterus (dem Zeitpunkt, an dem sich das Nervensystem zu entwickeln beginnt) bis in die Gegenwart. Deshalb dauert eine Therapie in diesen Fällen in der Regel länger.
EMDR wird zur Behandlung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen genutzt. Heute kommen neben der bilateralen optischen Stimulation auch die taktile Stimulation durch “Tapping” oder eine auditive Stimulation zum Einsatz.
Viele Personen reagieren positiv und können vom Einsatz dieser Methode profitieren. Allerdings ist, wie auch bei anderen Therapiekonzepten, eine Anamnese des Patienten erforderlich, um festzustellen, ob EMDR die angemessenste Behandlungsform darstellt.